Im Namen des Erhabenen  
  Interview mit Edith Rammelt
 

Muslim-Markt interviewt
Edith Rammelt, Mitautorin des Buches "Jenseits der Sichtbarkeit "

28.11.2008

Edith Rammelt ist 1960 in einem Dorf in Sachsen-Anhalt geboren, ihre Eltern waren in der Landwirtschaft tätig. Nach dem Realschulabschluss absolvierte sie eine Lehre zur Kaufmann. Anschließend war sie unterbrochen durch Babypausen als Kaufmann tätig.

Als Christin empfindet sie eine große Liebe zu muslimischen Ländern, was sich auch in ihren Veröffentlichungen widerspiegelt. Edith Rammelt ist verheiratet und hat drei erwachsenen Söhne und lebt in Pettstädt in Sachsen Anhalt.

MM: Sehr geehrte Frau Rammelt, wie kam es zu ihrer besonderen Liebe zu muslimischen Ländern als Christin?

Rammelt: Ich hatte schon als Kind immer drei Wünsche. Wenn ich groß bin, dann möchte ich Rom, Ägypten und Israel besuchen. Man weiß ja nie so recht, woher unsere Wünsche kommen, aber sie waren einfach da. Natürlich waren es utopische Wünsche, denn als ehemaliger Bürger der DDR war man in der Reisefreiheit doch sehr beschränkt. Als dann die Grenzen geöffnet wurden, war mein erstes Reiseziel Rom. Damals meinte ich aber noch, das Ziel meiner Träume sind alte Gebäude, Kirchen, Ruinen. Genau aus diesen Grund glaubte ich Ägypten sehen zu müssen. So war dieses Land mein zweites Reiseziel.
Aber dort wurde mir sehr schnell klar, dass es nicht die Bauwerke sind, die mich in diese Länder riefen, sondern die Neugier auf diese Kulturen. Es waren die Menschen die mich ungewöhnlich stark anzogen. Dr. Tarek Amer war damals unser Reiseführer. Seine Toleranz gegenüber uns Christen und den Juden war für mich tief beeindruckend, dabei gehörte ich ja zu den Menschen, die vom Islam nicht all zu viel Gutes gehört haben.
Und dann war sie einfach da, diese Liebe zu dieser Kultur in diesem Land Ägypten. Woher sie kam, das weiß Gott allein. Liebe ist ja eh dieses Gefühl, welches man nicht beeinflussen kann. Sie überfällt einen und dann hat man sie eben und sie übernimmt die Führung. Man kann sich weigern und dagegen ankämpfen, dann wird das Leben etwas schwierig, oder man ergibt sich und lässt sich führen. Ich bin morgens 4.30 Uhr aufgestanden, hab mich aufs Deck unseres Nilschiffes gesetzt und gewartet auf diesen ersten Gebetsruf und dabei war ich glücklich. Seitdem fehlt er mir, hier in meiner Welt.
Ich weiß nicht woher diese Liebe kommt. Sie ist in mir und ich folge ihr. Warum auch sollte ich gegen etwas ankämpfen, dass meinem Verständnis von gottgefälligen Leben entspricht?

MM: Aber es war doch eine andere Religion als die Ihrige?

Rammelt: Damals dachte ich noch Allah ist ein anderer Gott als mein Gott. Nach dieser Reise las ich den Koran. Und da war alles klar. Ein Gott, wir Menschen und dieser Gott, eine Liebe des Schöpfers zu seinen Geschöpfen. Ich konnte nicht mehr anders, als das annehmen, was menschlich ist, ein Leben im Glauben, egal ob als Muslim, als Jude oder als Christ, es ist so egal. Gott wird uns nie fragen, welchen Weg wir gekommen sind, nur wie wir ihn gegangen sind ist wichtig. Meine Liebe zu den muslimischen Ländern kann ich nicht besser erklären. Sie ist da und sie ist gut für mich. Ich habe mich als Mensch, der nach Wissen sucht, entwickelt und das macht mich glücklich.

MM: Und wie kam es zu der Gründung Ihres neuen Verlages "Oase der Hoffnung"?

Rammelt: Mit meinem damaligen Reiseführer Tarek Amer verbindet mich seit Jahren eine tiefe Freundschaft. Ich habe so viel von ihm gelernt, gelernt tolerant und menschlich zu denken.
Wenn ich über all die kleinen Wunder schreiben würde, die es ermöglichten, dass wir uns nie aus den Augen verloren, dann wäre es auch ein Buch wert. Über ca. 4000 km hinweg spürten wir immer, wenn es dem anderen schlecht ging und man gebraucht wurde. Tarek hatte schon mit einigen seiner deutschen Freunde ein Buch veröffentlicht: "Koptisches Ägypten". Sein Ziel ist es, durch seine Tätigkeit, den Deutschen, die er sehr mag, seine Lebensweise nahe zu bringen, aber vor allem, all die Vorurteile gegenüber seiner Religion, die er lebt und liebt, abzubauen. Als er den Entschluss fasste, ein Buch über diese seine gelebte Religion zu schreiben, für das Verständnis der deutschen Leser, da war für ihn wahrscheinlich klar, dass ich das Bindeglied bin zwischen seiner Kultur, die ich liebte und meiner Kultur, die ich kannte. Und so bat er mich, gemeinsam mit ihm an diesem Buch "Jenseits der Sichtbarkeit" zu arbeiten. Es ist ein Buch des Kennenlernens einer Religion, die heute praktisch uns viel voraus hat, eine gelebte Religion, geprägt durch einen Gemeinschaftssinn, der einfach nur beeindruckt.
Da wir aber nicht ständig mit Absagen von den bestehenden Verlagen konfrontiert werden wollten, schlug Tarek mir vor, einen eigenen Verlag zu gründen. Ich dachte, um Himmels Willen, was denkt er sich nur dabei. Als ich aber mich ein wenig damit beschäftigt hatte, wandelte sich das "Um Himmels Willen" in ein "so Gott will" um. Und nicht lange nachgedacht und gehandelt. Manchmal muss man die Dinge eben angehen, und wenn es nichts wird, sich wieder von ihnen trennen. Aber man muss es halt versuchen, sonst weiß man ja nicht ob es geht. So haben wir dann kurzentschlossen diesen Verlag gegründet, das heißt ich habe ihn formell gegründet, aber moralisch sind wir drei Partner, Tarek Amer, Mohsen Abdelaziz und Edith Rammelt. Wir drei halt, jeder ohne Kapital, einfach nur aus unserem Willen und unserer Liebe zum Leben heraus, gingen gemeinsam in dieses Abenteuer. Das sagt ja auch schon der Name: "Oase der Hoffnung". Aber es ist nicht nur unsere Hoffnung, sie steht nur stellvertretend für das bisschen Hoffnung, was so viele Menschen heute brauchen.

MM: Stoßen Sie als jemand, der in einem Ostdeutschen Dorf groß geworden ist und bis heute dort lebt mit Ihrem Respekt gegenüber dem Islam gerade in unserer Zeit nicht auf viel Unverständnis?

Rammelt: Natürlich stößt man auf Unverständnis. Die Menschen hier sind medienabhängig und alles wird geglaubt. Man braucht nicht zu verreisen und sich selber zu überzeugen, man braucht nur das Fernsehen und die Zeitung, egal welche, um sich eine Meinung einzementieren zu lassen, die dann unumstößlich ist. Wenn ich mit anderen diskutiere und ich denke dann, jetzt hast du es ein wenig geschafft, sie hören zu und sie sind auch ein wenig beeindruck, dann sagen sie am Ende nur: „Na ja, aber trotzdem......“. Tarek hat mich einmal gefragt: Was bedeutet dieses „Trotzdem“? so richtig antworten konnte ich nicht darauf, nur dass die Menschen hier viel zu bequem sind, um eine Überarbeitung ihres Gedankengutes vorzunehmen. Ein Gespräch möchte ich noch erwähnen: Ein Bekannter, der nie weit herum gekommen ist sagte: „Aber du musst doch zugeben, dass das mit der Gewalt in diesen Familien nicht so ohne ist.“ Mein Antwort: „Ich lese jeden Tag in unseren Zeitungen, dass Männer ihre Frauen schlagen und töten, das Mütter ihre Kinder umbringen oder aussetzen, das Väter ihre Kinder missbrauchen, dass Kinder brutal geschlagen werden usw.“ Da sagte der Bekannte erstaunt: „Das meine ich doch nicht.“ Verstehen sie, was ich damit sagen will?

MM: Wir denken schon ...

Rammelt: Unsere Menschen machen Unterschiede was die Gewalt anbelangt. Unseren Familiendramen stehen sie gleichgültig gegenüber oder verschließen die Augen und so richtet sich ihre ganze Aufmerksamkeit auf die vermeintliche Gewalt der "Gegenseite". Da urteilt man um so lauter um die Ohnmacht, die man gegenüber dem eigenen moralischen Verfall vor der Haustür verspürt, zu überschreien.

MM: Sie haben doch aber in Ihrer Nachbarschaft zumindest untern den etwas älteren Bürgern die Erfahrung, eben nicht alles unkritisch anzunehmen, was einem aufgetischt wird. Warum ist diese Erfahrung verloren gegangen?

Rammelt: Diese älteren Bürger, von denen Sie sprechen, sind die ganz Alten und die sterben aus. Es gibt nur noch wenige davon. Ich denke, dass es daran liegt, dass das Leben zu einfach geworden ist. Die alten Menschen mussten noch um ihren Lebensunterhalt kämpfen, und damit meine ich, es gab für sie Zeiten, wo das Stückchen Brot, welches abends auf den Tisch kam, sehr wertvoll war und man war sich dessen bewusst. Die Sorgen, die man damals trug, waren darauf beschränkt, wie bekomme ich meine Familie satt, wie kann ich für sie sorgen, für das Nötigste sorgen. Das war die Herausforderung, und der Mensch braucht die Herausforderung als Selbstbestätigung. Man musste damals schon kritisch mit dem bisschen Leben umgehen und jeder kleine Erfolg war auch ein kleines Glück. Das alles gibt es heute nicht mehr, jedenfalls in meiner Welt nicht. Für die Grundbedürfnisse ist gesorgt, aber der Mensch braucht auch heute eine Herausforderung als Selbstbestätigung. Also kann er nur noch über seine Meinung dieser Selbstbestätigung gerecht werden. Und diese Meinung wird ihm suggeriert.
Ich würde auch nicht sagen, dass der Mensch heute alles unkritisch hinnimmt. Er ist schon sehr kritisch, aber er ist bequem geworden und schließt sich der vorgelebten Kritik an. Das ist doch einfach und man geht in der Menge unter, man fällt nicht auf und niemand redet schlecht über einen. Mit dieser allgemeinen Kritik gibt man sich selber das Gefühl, etwas zu tun um sich nicht eingestehen zu müssen, dass man einem Müßiggang verfallen ist, der lebensfeindlich und glückshemmend ist. Wenn wir nicht aufpassen, dann entwickeln wir uns zu einem stumpfsinnigen Geschöpf, welches in Zukunft Angst haben wird, eigenständigen Gedanken und Gefühlen zu folgen und damit froh ist, dass es eine Kritik am Leben gibt, egal welcher Art, der man sich anschließen kann.
Wir Menschen müssen wirklich sehr aufpassen, dass wir die Kurve noch bekommen, um eigenständig und menschenwürdig zu handeln und zu leben.

MM: Sie haben festgestellt, dass in vielen islamischen Ländern durchaus die Frauen "die Hosen an haben"; wie kommen Sie zu dieser aus Westlicher Sicht ungewöhnlichen Erkenntnis?

Rammelt: Der Ausspruch von mir, das in der Islamischen Welt „die Frauen die Hosen anhaben“ war einfach notwendig. Ich habe mich durch die hier zu negativ existierenden Meinungen bezüglich der Stellung der Frau hinreißen lassen und genau so extrem in die andere Richtung antworten müssen. Natürlich glaubt man es nicht, obwohl ich jedes Jahr mich in diesen Ländern aufhalte, in befreundetet Familien zu Gast bin und es life erlebe. Aber ich muss gestehen, es kommt nicht selten vor, dass ich es wirklich erlebe, dass wenigstens zu Hause die Frau den Ton angibt und unter uns gesagt, das gefällt mir natürlich. Aber Spaß bei Seite; als ich das erste Mal in Ägypten wahr, da habe ich natürlich die Frauen beobachtet. Ich war neugierig und dieses Kopftuch war natürlich ungewöhnlich. Soll ich Ihnen meinen ersten Eindruck schildern?

MM: Ja, bitte.

Rammelt: Ich sah junge Mädchen aus der Schule kommen, ich sah junge Frauen spazieren gehen, ich sah ältere Frauen beim Gespräch auf einer Bank sitzen, all das sah ich, aber das wichtigste was ich sah, das war diese Schönheit und diese natürliche Würde, die jeder einzelnen Frau zu eigen war. Und ich habe sie mit uns verglichen und da sah ich zu erst den Unterschied und dann spürte ich ihn. Da war kein Unterdrücktsein, da war kein gekünstelter Zwang. Es war reine Natürlichkeit und Schönheit, die ich unendlich beneidete. Ich weiß nicht wie ich es anders ausdrücken kann. Ich hoffe Sie verstehen, was ich zum Ausdruck bringen will. Unsere Frauen haben immer etwas gekünsteltes in ihrem Aussehen oder in ihrem Benehmen. Ihnen fehlt oft diese Natürlichkeit und so dachte ich mir damals, dass unsere Frauen unter dem Deckmantel einer unendlichen Freiheit, die alles erlaubt, eigentlich die unterdrückten dieser Freiheit sind, weil sie nicht mehr sie selbst sein wollen oder können, weil ihnen diese Freiheit keine Wege weist, keine Grenzen aufzeigt. Und sehen sie mal selber nur auf die Äußerlichkeiten. Sehen sie eine muslimische Frau vorbeilaufen und schauen sie auf eine unserer Frauen. Der Mensch mit Verstand wird erkennen, wer unterdrückt und wer frei und voller Selbstvertrauen ist. Er wird es erkennen nur am Gang in einem Augenblick des Vorbeigehens.

MM: In wie weit haben Ihre Reisen und Erfahrungen Ihnen selbst in Ihrem christlichen Glauben weitergeholfen?

Rammelt: Ich bin als Christin erzogen worden. Nicht dadurch, dass ich laufend in die Kirche gehen musste, sondern weil meine Großmutter mir durch ihr ständiges Dasein und ihr Leben, ohne dass sie sich selbst übertrieben als Christin sah, etwas vorlebte, was mich tief prägte. Sie vermittelte mir Jesus als etwas besonderes und wenn andere Kinder von ihren Helden erzählten, träumte ich von Jesus als meinen Märchenprinzen, seine Taten wurden in meinen kindlichen Träumereien zu meinen eigenen Heldentaten. So sehe ich mich heute als eine Christin, die Jesus als Menschen versteht, nicht als Gott, nicht als unerreichbares Ideal und ich verehre ihn für das, was er tat, was er den Menschen gab und es ist für mich uninteressant, wer er war.

MM: Was bedeutet das für Sie im praktischen Leben?

Rammelt: Menschen die Hand zu reichen und ihnen beim Aufstehen und Gehen zu helfen, ihnen sehen und hören zu lehren, die Last, die sie tragen, zu erleichtern, sind das nicht alles Taten, denen wir in gewisser Weise nacheifern können. Und Jesus fragt nicht, wer bist du, wo kommst du her und was machst du. Er sah den Menschen und sah, was ihm fehlte. Und mit dieser Einstellung ging ich auf die Muslime zu und traf dort einen Muslim, der mir die gleiche Einstellung entgegenbrachte. Jeder gläubige Mensch ist ein wertvoller Mensch, jeder gläubige Mensch ist ein friedvoller Mensch und dieser Frieden beginnt in der Familie. Jeder der seine Kinder im Frieden erzieht, mit Toleranz und Liebe, vor allem Liebe, hat dafür Sorge getragen, dass diese Kinder keinem anderen Menschen weh tun können. Das ist für mich christlich und zugleich muslimisch. Wo ist ein Unterschied? Wir beten zu einem Gott und nehmen uns heraus, für diesen Gott kämpfen zu müssen. Jeder Seite kämpft also für das Richtige, dann frage ich mich, warum kämpfen? Das kleine Volk kann zusammen leben und sie tun es auch. Doch viele lassen sich missbrauchen, im Namen der Religionen, zu kämpfen für machthungrige Menschen, denen sie im Grunde genommen völlig gleichgültig sind. Diese Menschen, die kämpfen, können nicht wahrhaftig glauben und dieses Unvermögen hinterlässt eine Leere in ihnen, die sie ausfüllen müssen und da gibt es genug Menschen, die es verstehen, diese Lehre mit falschen, aber scheinbar einfachen Idealen auszufüllen. Hass ist viel einfacher als Liebe. Hass lebt man einfach für sich allein, Liebe trägt die Verpflichtung den Menschen gegenüber in sich. Ich weiß, Jesus hätte genau so gehandelt, wie ich, auf die Menschen zu gehen, sie zu achten und zu respektieren und deshalb bin ich eine Christin, die aber sehr viel muslimisches in sich hat, die gottergeben ist und die erfahren hat, dass sie richtig handelt in der Nachfolge Jesus, weil sie in der Lage ist, die Menschen zu lieben, wenn sie gottergeben sind. Alles andere macht vor Gott keinen Sinn, das ist meine tiefe Überzeugung.
Ich bin Gott und meinem Gewissen gegenüber verantwortlich. Wie Gott über mich richten wird, weiß ich nicht zu sagen, aber mein Gewissen sagt, es ist gut und so fühle ich mich auch.

MM: Sie haben inzwischen drei erwachsene Söhne. Hätten sie es erlaubt, dass eine Lehrerin mit Kopftuch ihnen Unterricht erteilt?

Rammelt: Natürlich! Und dieses "Natürlich" gilt für meine Erlaubnis genauso, wie für die Akzeptanz meiner Kinder dieser Lehrerin entgegen. Die ganze Diskussion ist doch einfach lächerlich und primitiv. Ich habe mich nie so richtig mit unserem Grundgesetz befasst, warum auch, es wird ja sowieso nicht be- und geachtet. Ich glaube da ist die Religionsfreiheit verankert. Damit ist ja die ganze Geschichte überflüssig.
Aber wissen sie, was wirklich schlimm an dieser Sache ist? Das Schlimmste ist die Intoleranz, mit der unsere Kinder durch diese Art der Diskussion erzogen werden. Was soll aus einer Kultur werden, die sich auf Intoleranz aufbaut, auf Nichtachtung, auf Verachtung. Was tun die Mütter und die Väter Ihren Kindern an, deren unendliche Liebe zur Freiheit und zur Neu- und Wissbegier auf so harte Weise in Schranken gewiesen werden? Die Folge dieser Erziehung ist dann eine überhebliche und dumme Arroganz und das wiederum hat zur Folge, dass man meint, nicht mehr lernen und kennen lernen zu müssen. Man denkt, man ist schlau und weiß schon alles. Das Ende vom Lied ist dann die Angst vor allem und jedem, was vermeintlich anders ist. Denn Angst entsteht ja nur aus Unkenntnis und es ist ein nicht wieder gut zu machender Fehler, Kindern die Achtung und den Respekt vor anderen Menschen zu nehmen, denn aus ihnen werden Erwachsenen, die selber nicht geachtet und respektiert werden, von wem auch, es hat ja niemand gelernt. Und das ist der Grund für die zunehmende gefühlte Vereinsamung der Menschen mitten unter Menschen. Ist das nicht furchtbar?

MM: Was ist ihr Wunsch für das gemeinsame Miteinander von Christen und Muslimen in Deutschland?

Rammelt: Mein ganz persönlicher Wunsch ist es, dem Gebetsruf folgen zu können zu einem gemeinsamen Gebet. Was gibt mehr Kraft, inneren Frieden, Zusammengehörigkeitsgefühl wie ein gemeinsamen Gebet?
Was ich mir für das große Miteinander wünsche, ist nur, dass wir den kleinen Alltag miteinander meistern. Das wir akzeptieren, dass jeder die Wahl des Weges hat, den er im Glauben durch das Leben gehen will, von Mensch zu Mensch, von Nachbar zu Nachbar, glauben Sie mir, dann regelt sich alles von alleine.
Ich habe eigentlich keine großen Wünsche für uns alle, denn die großen Wünsche klingen oft sehr schön, sind sehr edel und glorreich. Ich habe nur die kleinen Wünsche des Alltages und ist es nicht einfach so, wenn Nachbarn sich vertragen, wenn der Mensch seinen Mitmenschen sieht und ihm zulächelt, was wollen die Großen dann noch ausrichten? Ob Moslem, Jude oder Christ, wir alle können lachen und weinen und das macht uns zu Menschen, wir alle können lieben und wollen geliebt werden. Das ist doch möglich, wenn die Menschen es nur wüssten. Nein, ich habe keine großen Wünsche für unser Zusammenleben hier, ich möchte nur zusammenleben und was ich dafür tun kann, das werde ich tun, das bin ich jeden gläubigen Menschen schuldig, wie dieser es auch mir schuldig ist. Dann klappt das schon. Es ist wirklich einfach.

 


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