Im Namen des Erhabenen  
  Interview mit Mustafa Yoldas
 

Muslim-Markt interviewt 
Mustafa Yoldas, ehemaliger Vorsitzender der "Internationale Humanitäre Hilfsorganisation (IHH)", die vom Bundesinnenminister verboten wurde
18.7.2010

Mustafa Yoldas (gelesen Yoldasch), Jahrgang 1970, deutscher Staatsbürger türkischer Herkunft ist von Beruf Arzt. Gern bezeichnet er sich als "anatolischen Hanseaten". Nach der Grundschule in der Türkei und Abitur in Bremen schloss er sein Medizinstudium in Hamburg ab. Als aktives Mitglied der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs setzt er sich seit der Jugend für die Belange der Muslime in Deutschland ein.

Seit 1999 ist er einer der Vorsitzenden der SCHURA Hamburg, einem Zusammenschluss von derzeit 41 Moscheen, Gemeinden und Vereinen in Hamburg. In dieser Eigenschaft ist er auch Verhandlungspartner des Senats über einen möglichen Staatsvertrag zwischen dem Senat und den Muslimen Hamburgs. Er ist Gründungsmitglied des Interreligiösen Forums Hamburg, Kuratoriumsmitglied von Common Purpose Hamburg sowie vom IWB- Islamisch-wissenschaftlichen Bildungsinstitut, und vieles andere mehr.

Er war seit 2009 ehrenamtlicher Vorsitzender der 1998 gegründeten "Internationale Humanitäre Hilfsorganisation (IHH)".

Yoldas ist verheiratet, hat 3 Kinder und ist niedergelassener Allgemeinarzt in Hamburg.

MM: Sehr geehrter Herr Yoldas, wir haben Sie bereits vor fünf Jahren interviewt (siehe Mustafa Yoldas - Vorsitzender der SCHURA Hamburg), damals allerdings unter besseren Vorzeichen. Wie fühlen Sie sich heute, fast eine Woche nach dem Verbot der IHH?

Yoldas: Es ist nicht so bedeutsam, wie ich mich fühle, sondern wie es den Tausenden von Menschen geht, welchen die vom Bundesinnenminister verbotene Hilfsorganisation "Internationale Humanitäre Hilfsorganisation (IHH)" tagtäglich geholfen hat. Wie geht es zudem allen meinen Mitarbeitern, die bis vor wenigen Tagen einem geregelten Beruf nachgingen, Hilfsprojekte in der ganzen Welt koordinierten und von heute auf morgen, ohne jegliche Vorwarnung, arbeitslos geworden sind?

MM: Gab es denn Vorzeihen, dass es so kommen könnte?

Yoldas: Überhaupt nicht! Die Hilfsorganisation besteht seit 1998, also nunmehr 12 Jahre! Ich selbst war erst seit einem Jahr Vorsitzender. Die Projekte, die wir betreut haben, sind in über 80 Ländern verteilt, und in der letzten Zeit hat sich an unserer Arbeit absolut nichts geändert, dass jetzt plötzlich solch ein Verbot aus heiterem Himmel über den Hilfsprojekten zusammengebrochen ist. Wenn es Probleme gegeben hätte, hätte man uns ansprechen können, um diese zu lösen. Ist man darauf fixiert, jegliche Hilfe an die Bevölkerung des Gaza-Streifens zu unterbinden - anders kann man die Begründung des Verbots nicht verstehen - hätte man uns ja diesbezüglich warnen können, so dass zumindest die Hilfsprojekte in anderen Ländern weiter laufen können. Jetzt erklären Sie doch bitte einem Bürger in Haiti, warum wir ihm nicht mehr helfen können. Was glauben Sie wird der sagen, wenn er hört, dass seine Hilfe deswegen unterbleibt, weil der Bundesinnenminister die Hilfsprojekte für Waisenkinder in den Gaza-Streifen verboten hat, damit die Hamas nicht davon entlastet wird. Manchmal glaube ich als Muslim, der seine Heimat in Deutschland hat, dass unsere Welt hier Kopf steht.

MM: Was hat die "Internationale Humanitäre Hilfsorganisation (IHH)" mit der IHH in der Türkei zu tun, die mit einem Hilfskonvoi versucht hat die Völkerrechtswidrige Blockade des Gaza-Streifens zu durchbrechen und auf offener See von israelischen Soldaten überfallen wurde?

Yoldas: Das hat ja die IHH in der Türkei schon längst in einer Pressemitteilung deutlich gemacht. Es sind zwei unterschiedliche Organisationen. Sicherlich hat die zeitliche Nähe zu den Ereignissen auf dem Schiff "Mavi Marmara" auch einige unserer Freunde stutzig gemacht, dass hier eine Art "Verwechslung" stattgefunden haben könnte oder eine Art "Rache", denn anders ist nach deren Betrachtung kaum zu erklären, warum die IHH gerade jetzt verboten werden sollte. Aber das sind Spekulationen, an denen ich mich nicht beteiligen möchte, da ich sie nicht belegen kann! Wichtig aber erscheint mir in diesem Zusammenhang, dass die deutsche Politik den Ereignissen etwas hinterherhinkt. Die ganze Welt hat den Piratenakt einschließlich der Tötung von neun Personen verurteilt! Es war in internationalen Gewässern und daran zweifelt niemand! Selbst deutsche Journalisten konnten ihre sonstige Zurückhaltung nicht mehr aufrecht erhalten. Sogar innerhalb von Israel gab es Kritik und erstmalig in meiner Lebenszeit habe ich miterlebt, dass der Zentralrat der Juden in Deutschland zumindest einen Hauch von so etwas wie Kritik geäußert hat. Nur deutsche Regierungspolitiker scheinen resistent zu sein gegen das Unrecht, welches von Israel ausgeht. Aber; das sei hier noch einmal wiederholt: Unsere Hilfsprojekte haben mit den Hilfskonvois nichts zu tun gehabt!

MM: Welche Auswirkungen hat das Verbot?

Yoldas: Das Verbot hat die Auswirkung, dass all unsere Mitarbeiter von einem Tag auf den anderen sich arbeitslos melden mussten. Das Verbot hat die Auswirkung, dass alle unsere Spendengelder und die von uns erworbenen Gebäude beschlagnahmt worden sind. Das Verbot hat die Auswirkung, dass alle von Deutschland aus koordinierten Hilfsprojekte zunächst einmal in einen chaotischen Zustand geraten. Sicherlich werden unsere Nachbarorganisationen in den Nachbarländern versuchen, die Dinge mit dem geringsten Schaden für die Betroffenen zu übernehmen, aber das dürfte sehr schwer sein. Wir haben hier die absurde Situation, dass die IHH in einer ganzen Reihe von europäischen Ländern problemlos arbeitet. Wir aber - nicht einmal meine Wenigkeit, der ehrenamtlich Vorsitzender war - dürfen jenen Organisationen in irgendeiner Weise helfen, die Hilfsprojekte halbwegs geordnet zu übernehmen. Sämtliche Arbeiten für die IHH sind uns verboten und ohnehin sind die meisten Dokumente beschlagnahmt. Bitte erklären Sie den Menschen in Haiti, in Afrika, in Teilen von Asien in über 80 Ländern, dass wir ihre Hilfsprojekte noch nicht einmal geordnet an Nachbarländer Deutschland übergeben konnten, weil der deutsche Bundesinnenminister uns das nicht erlaubt hat. Bitte erklären Sie das den Menschen und erklären sie dann der deutschen Bevölkerung, warum das Ansehen Deutschlands in weiten Teilen der Welt im Sturzflug ist.

MM: Woher kamen die Gelder, mit denen Sie Waisenkinder unterstützt haben?

Yoldas: Es waren die Spenden von Spendern, zumeist die allesamt einzeln stets nachgewiesen wurden. Wir haben eine stets vorzüglich - echt deutsche - Buchführung gehabt, und daran hat auch nie jemand etwas ausgesetzt. Ich bin der festen Überzeugung, dass die aktuellen Ereignisse um unseren Verein in keinem anderen Land der Erde hätten erfolgen können. Und es tut mir heute noch weh, wenn ich daran denke, wie auch das Geld dieser Spender beschlagnahmt wurde und wie Menschen in Deutschland offensichtlich davon abgehalten werden sollen, muslimischen Organisationen Geld zu spenden, die Palästinensern helfen.

MM: Wem haben Sie im Gaza-Streifen geholfen?

Yoldas: Es ist kein Geheimnis, dass seit dem letzten Überfall Israels auf den Gaza-Streifen über 1400 Menschen - zumeist Zivilisten - getötet wurden. Viele von diesem Menschen haben Kinder hinterlassen. Andere haben verletzte und Versehrte zu versorgen. Noch mehr Menschen sind obdachlos geworden. Niemand hat Zweifel daran, dass wir vor allem Waisenkinder unterstützt haben. Aber der Bundesinnenminister hat argumentiert, dass unsere Hilfe für die Waisenkinder die Hamas entlasten würde - da sonst sie diese Kinder unterstützen müssten. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie einer derart pervertierte Begründung für das Verbot von Hilfeleistungen von einem deutschen Politiker gehört. Und es schmerzt so etwas in seinem Land mitzuerleben. Nach dieser Logik dürften wir in keinem anderen Land der Welt humanitär tätig sein, das von einem Diktator regiert wird, weil man ja dadurch den Diktator entlasten würde. Demnach müsste auch das Rote Kreuz verboten werden, weil es in Afghanistan Taliban in Erster Hilfe ausbildet, die wiederum deutsche Soldaten verletzen oder töten könnten (Yoldas verweist auf diesen Spiegel-Artikel).

MM: Hat die IHH die Hamas unterstützt?

Yoldas: Wir hatten doch nie etwas mit der Hamas zu tun, außer dass jede Organisation, die irgendetwas im Gaza-Streife tut, sich die entsprechenden Genehmigungen von der demokratisch gewählten Regierung holen muss. So gesehen würden auch das Rote Kreuz und die UN die Hamas unterstützen, denn die helfen dort auch Bedürftigen. Gemäß Lesart des Bundesinnenministers dürfen aber Verein, die in Deutschland ansässig sind, das nicht mehr tun. Als geradezu infame Verleumdung empfand ich die Reduktion der IHH auf die Schlagzeile "Hamas-Spendenverein", wie es vom Bundesinnenministerium geschehen ist. Und genau so tragisch ist es, dass Teile der Medien diese einseitige Betrachtung kritiklos übernommen und sich mehr oder weniger als Regierungssprecher betätigt haben, anstelle einer unabhängigen sachlichen Berichterstattung.

MM: In welcher Form haben die IHH oder Sie persönlich das Existenzrecht Israels abgestritten?

Yoldas: Wir haben uns nie in politische Auseinandersetzungen eingemischt, außer dass wir den Hilfsbedürftigen Hilfe geleistet haben. Sie werden in keiner einzigen Publikation der IHH - ich muss ja jetzt sagen "ehemaligen" IHH - irgendein Abstreiten des Existenzrechts Israels finden. Meine persönliche Meinung ist, dass Israel dann ein gleichberechtigter Staat in der Staatengemeinschaft sein kann, wenn Juden, Christen und Muslime als gleichberechtigte Staatsbürger im Land leben können. Der Bundesinnenminister aus einer Partei mit einem "C" im Parteinamen vertritt hingegen offenbar die Meinung, dass Israel ein Staat sein muss, in dem Christen und Muslime mindere Rechte genießen als Juden. Darüber können wir gerne miteinander im privaten Rahmen diskutieren. Aber auf die Arbeit der IHH hat das keine Auswirkung. Die IHH ist bzw. war eine Hilfsorganisation, die Bedürftigen geholfen hat. Und wenn es irgendwo in der Welt hilfsbedürftige Juden gegeben hätte, hätten wir diesen gleichermaßen geholfen. Wir haben nicht nach der Religion gefragt, bevor wir geholfen haben. In Haiti gibt es doch kaum Muslime, und dennoch haben wir geholfen nach der verheerenden Naturkatastrophe! Dass der Bundesinnenminister in Zukunft alle Vereine verbieten will, die das Existenzrecht Israels anzweifeln, ist seine Entscheidung, die nichts mit der IHH zu tun hat, da wir davon nicht betroffen sind. Umso verläumderischer ist dann der Beigeschmack, wenn solch ein Hinweis in der Erklärung auftaucht, die mit der ehemaligen IHH zu tun hat. Als deutscher Staatsbürger würde ich begrüßen, wenn der Bundesinnenminister gleiches Recht für alle gelten lässt, keine Religion bevorzugt oder benachteiligt und in Zukunft auch jede Organisation verbietet, die das Existenzrecht Palästinas anzweifelt.

MM: Was war die Ihnen schriftlich mitgeteilte Begründung für das Verbot der Organisation?

Yoldas: Sie unterschied sich nicht von dem, was wir in den Medien als Pressemitteilung gelesen haben. Weitere Details werden wohl erst im Rahmen einer gerichtlichen Auseinandersetzung geklärt werden können. Der Bundesinnenminister führt in erster Linie auf, dass sich die IHH mit ihrer Betätigung gegen den Gedanken der Völkerverständigung gerichtet hätte. Welch eine Perversion!? Gerade mit unseren Aktivitäten in über 80 Ländern der Erde haben wir womöglich mehr PR für Deutschland gemacht und für Völkerverständigung beigetragen als es das Bundesinnenministerium jemals dazu in der Lage gewesen wäre. Der Name IHH war jedenfalls in der Welt bekannter als der Name de Maizière. Einen größeren Bärendienst für das verschwindende Ansehen Deutschlands in der Welt hätte der Bundesinnenminister kaum leisten können.

MM: Welche Auswirkungen hatte das Verbot für Sie, gab es eine Wohnungsdurchsuchung, ist ein Teil Ihres Eigentumsbeschlagnahmt worden?

Yoldas: Es gab eine Wohnungsdurchsuchung morgens um 7 Uhr. Der leitende Beamte kennt mich. Wir sind hier in Hamburg nicht fremd! Man kennt unsere integrativen Ansätze. Ich bin der offizielle Gesprächspartner der Stadt bzw. des Bundeslandes bezüglich möglichem Staatsvertrag mit Hamburger Muslimen. Eigentlich haben wir ein konstruktives Verhältnis mit den Behörden, welches seit Jahren gewachsen ist. So hatte ich auch das Gefühl, dass der leitende Beamte gar nicht so glücklich war über seine Aufgabe, und man ist wirklich anständig mit uns umgegangen! Später habe ich aus den Medien erfahren, dass die zuständigen Behörden deutlich darauf hingewiesen hätten, dass die Angelegenheit nichts mit Hamburg zu tun hätte und man lediglich verpflichtet war, Amthilfe in einer Bundesangelegenheit zu leisten. Mit den Behörden Vorort, den Beamten in unserer Stadt, habe ich keine Probleme!

MM: Das klingt doch schon ganz versöhnlich.

Yoldas: Wer mich persönlich kennt, der weiß, dass ich stets versöhnlich bin. Hier ist in meinen Augen ein fürchterlicher Fehler geschehen. Aber solch ein Fehler kann ja auch wieder korrigiert werden. Die Frage ist nur, wie lange die Korrektur bedarf, denn je länger es dauert, desto gravierender sind die Auswirkungen. Ich habe keine Hassgefühle gegen deutsche Beamten. Das sind zumeist anständige Kerle, die ihre Arbeit sachlich ausüben! Ich wehre mich aber dagegen, dass diese Beamten für Interessen missbraucht werden, die ein Innenminister entscheidet. In diesem Fall war er wirklich nicht gut beraten!

MM: Wie werden Sie gegen das Verbot vorgehen?

Yoldas: Es gibt für uns nur die Option des juristischen Weges. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Allerdings müssen wir als Muslime uns schon fragen, ob die Organisation in Form eines eingetragenen Vereins in Zukunft noch sinnvoll ist, denn das ist eine der wenigen Organisationsformen, bei denen ein Innenminister von sich aus und ohne jegliche gerichtliche Entscheidung ein Verbot erlassen kann und wir dann unsere Unschuld beweisen müssen, was meines Erachtens sehr bedenklich für das Rechtssystem ist. Bei einer GmbH oder gar einer Stiftung müsste der Innenminister erst den Rechtsweg beschreiten, und dort hätte er meines Erachtens keine Chance gehabt!

MM: Glauben Sie, dass eine derartig einseitige Unterstützung der deutschen Politik für den Zionismus auf Kosten der unter Besatzung lebenden  leidenden Bevölkerung Palästinas zum Frieden in der Region betragen kann?

Yoldas: Was für eine Frage? Sicher nicht. Ich verstehe ohnehin nicht, warum die deutsche Politik, die in Jahrzehnten - wenn nicht gar Jahrhunderten - ein solch enormes Ansehen in der Welt aufgebaut hat, in solch kurzer Zeit an die Wand gefahren werden kann. Ich habe manchmal das Gefühl, dass die hiesigen Journalisten und Politiker - wohl aus sprachlichen Gründen - nie über den Tellerrand Europas und der USA hinausschauen. Nach meiner Pressekonferenz zum Thema gab es mehrer hundert Meldungen in der ganzen Welt, fast alle geprägt von Unverständnis über die Entscheidung des deutschen Innenministers, aber in Deutschland hat kaum jemand von unserer Position berichtet. Bis auf wenige Ausnahmen aus dem linken Spektrum haben alle jene, die kritiklos die Worte des Bundesinnenministers abgedruckt haben, unsere Gegendarstellung ignoriert. Das ist eine Entwicklung, die gefährlich für jedes demokratische Land ist. Zurück zu ihrer Frage. Ich habe sie meines Erachtens schon zuvor beantwortet. Wenn jemand glaubt, dass es Frieden in jener Region geben kann, ohne dass Juden, Christen, Muslime und andere als gleichberechtigte Bürger in ihrer Heimat leben, der glaubt auch an den Weihnachtmann und den Osterhasen.

MM: Sie sind ja unter deutschsprachigen Muslimen sicherlich einer der bekanntesten Persönlichkeiten. Was empfehlen Sie den Menschen, die Sie gut kennen und jetzt verbittert sind über eine derart offenbar hasserfüllte Politik gegen notleidende Menschen. Wie können Sie ihre Verbitterung in konstruktives Verhalten umwandeln?

Yoldas: Ich gebe zu, dass ich im ersten Moment selbst sehr verbittert war. Aber mein Alter gibt mir da einen gewissen Schutz erst dann zu reagieren, wenn man alle Aspekte berücksichtigt hat. Zunächst einmal bitten wir alle gottesehrfürchtige Menschen um ihr Gebet. Ansonsten ist es bedeutsam, dass in einer sachlichen Form - und vor allem bei Einhaltung aller deutschen Gesetze! - über dieses Thema und verwandte Themen offen debattiert wird. Wir werden nicht drumherumkommen offen darüber zu diskutieren, ob z.B. der Grundwert aus dem deutschen Grundgesetz Artikel 3 (3) nicht ein Grundwert ist, der für alle Regionen der Welt Gültigkeit haben muss. Wie oft wenden sich Menschen an mich und verlangen von mir, dass türkische Christen in der Türkei gleichberechtigt sein sollen. Ist das keine berechtigte Forderung? Ich meine ja! Und überall, wo das nicht der Fall ist, muss man das ansprechen. Mich wundert nur, dass die gleichen Leute keine Gleichberechtigung der Christen in der Heimatstadt Jesu, weder in Nazareth noch in Bethlehem, einfordern. Da stimmt doch etwas nicht in der Debatte in Deutschland! Und es wird eines der wichtigsten Themen auch für die Integration der Muslime in Deutschland sein, dass die Werte, die man einfordert, und die Rechte und Pflichte, von denen man spricht, nicht stets gegen Muslime angewandt werden, sie selbst aber davon nie profitieren können.

MM: Haben Sie die Hoffnung, dass jemals in diesem Land ein Innenminister wegen Amtsmissbrauch zur Rechenschaft gezogen wird, wenn er die dringend benötigte Hilfeleistung an Bedürftige in dieser Welt mutwillig verhindert?

Yoldas: Man soll die Hoffnung auf Wahrheit nie aufgeben, aber meine Hoffnung in dieser Angelegenheit bezieht sich nicht auf die Zukunft irgendeines Ministers. Meine Hoffnung ist, dass baldestmöglichst unsere Arbeiten wieder aufgenommen werden können. Zweifelsohne verlangt der Idealist im Herzen, dass Menschen, die solch eine krasse Ungerechtigkeit, wie dieses Verbot, zu verantworten haben, dafür zur Rechenschaft gezogen werden, aber der Innenminister glaubt an Gott und ich auch. Und so können wir diesen Disput eines Tages, wenn wir beide nicht mehr in dieser Welt weilen, vor unserem Schöpfer ausdiskutieren. Ich weiß auch nicht, unter welchen Zwängen er stand und welcher Druck auf ihn ausgeübt wurde und warum er gerade jetzt dieses absurde Verbot erlassen hat, auch wenn unserem durch israelische Beamte verhörten Mitarbeiter im Februar diesen Jahres angedroht worden ist, dass man alles daran setzen werde, die IHH in Deutschland verbieten zu lassen. Es sei eine dicke Akte mit Schriftwechsel zwischen deutschen und israelischen Behörden auf dem Tisch gewesen. Ich hoffe nicht, dass Israel nun auch die Innenpolitik der Bundesrepublik mitbestimmt. Daher richtet sich mein Groll ja auch nicht gegen eine Person sondern gegen die Ungerechtigkeit, die hier geschehen ist, und ich hoffe vor allem, dass den Waisenkindern in Gaza und an anderen Orten bald wieder geholfen werden kann.

MM: Herr Yoldas, wir wünschen Ihnen den Segen Gottes, Seine Unterstützung bei Ihrem Einsatz für Wahrheit und danken für das Interview.

Anmerkung es Muslim-Markt: An dieser Stelle würde normalerweise ein Link zu der Homepage der Organisation erfolgen. Die Seiten wurden in Deutschland auf einem deutschen Server gehostet und wurden nunmehr auf Anweisung des Bundesinnenministeriums abgeschaltet.

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