Im Namen des Erhabenen  
  Interview mit Sandra Adeoye
 

Muslim-Markt interviewt
Sandra Adeoye - Herausgeberin der Frauenzeitschrift Imra'ah
13.1.2011

Sandra Adeoye ist 1987 im Ruhrgebiet als Kind eines aus Nigeria eingewanderten Computerspezialisten und und einer deutschen Mutter geboren. Nach ihrer Schulausbildung begann sie 2008 an einer Hochschule für Medien und Kommunikation zu studieren. Erste Erfahrungen im Medienwesen konnte sie während Schulpraktika bei regionalen Zeitungen gewinnen. In 2010 gründete sie die muslimische Frauenzeitschrift Imra'ah.

Sandra Adeoye wohnt im Großraum Düsseldorf.

MM: Sehr geehrter Schwester im Islam Adeoye. Obwohl sie von Geburt an Deutsche sind, eine deutsche Mutter haben und ihre Muttersprache deutsch ist, werden sie ständig nach ihrem "Migrationshintergrund" angesprochen. Wie gehen Sie damit um?

Adeoye: Natürlich werde ich oft auf meinen Migrationshintergrund angesprochen, aber ich empfinde das nicht als lästig. Ich sehe das eher als Vorteil, denn dank meiner Eltern hatte ich die Möglichkeit etwas über beide Kulturen zu erfahren, während ich aufwuchs. Die Kombination aus südländischem Wesen und westlichen Erfahrungen machen mich immerhin aus. Viele Leute unterschätzen Menschen mit Migrationshintergrund und, mal abgesehen davon dass ich gebürtige Deutsche bin, finde ich, das genau das in vielen Situationen oft ein Vorteil für mich ist.

MM: In wiefern ein Vorteil, wie meinen Sie das?

Adeoye: Insofern dass die Menschen in den meisten Fällen von falschen Annahmen ausgehen, beispielsweise im Bezug auf die Sprache oder das Verhalten, und sind dann angenehm Überrascht wenn sie sich irren. Dadurch hinterlässt man ja auch einen gewissen positiven Eindruck und der erste ist in vielen Fällen ja der wichtigste.

MM: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, eine neue Frauenzeitschrift zu gründen?

Adeoye: Der Gedanke an ein Magazin, basierend auf derartigen Hintergründen, beschäftigte mich schon länger, insbesondere wegen der momentanen, medialen Darstellungen des Islams. Da ich Hauptberuflich noch Studentin bin, entschloss ich mich, mit dem Erhalten der Aufgabenstellung, ein innovatives Magazin zu entwickeln und entwerfen, für eine Semesterarbeit, die Chance zu ergreifen und meine vorher gehegten Überlegungen zu realisieren.

MM: Und wie kamen Sie auf den Namen Imra'ah?

Adeoye: Ich habe einen Namen gesucht, der sowohl offensichtlich auf das arabische im Islam hinweist, wollte aber dennoch, da wir immerhin ein Magazin sind das in Deutschland publiziert wird, die deutsche Schreibweise verwenden. So kam ich auf den Namen Imraah, der im arabischen "Frau" bedeutet und habe es durch die Lautschrift in die deutsche Schreibweise mit aufgenommen.

MM: Welches Frauenbild wird in der Zeitschrift vermittelt?

Adeoye: Das Frauenbild, das wir versuchen zu vermitteln, ist das Bild der Frau im Islam, was in den anderen Medien untergegangen ist. Während man in Deutschland von Mitteilungen überhäuft wird, die propagieren, wie schlecht es "allen" muslimischen Frauen geht und wie unterdrückt sich "alle" muslimischen Frauen fühlen, wollen wir mit der Zeitschrift vermitteln, dass es nicht so ist. Ich bezweifle nicht, dass es Frauen gibt, die sich unterdrückt fühlen und misshandelt werden, was aber auch mal gesagt werden muss, aber das Frauenbild, welches wir versuchen zu vermitteln, ist, dass es nicht "alle" Frauen sind. Wir wollen zeigen, dass es auch anders sein kann, dass muslimische Frauen stark sind und dankbar auf ihre Religion, dass sie sich nicht einschränken lassen und es sowohl familiär wie auch beruflich geschafft haben.

MM: Aller Anfang ist schwer, und es dauert, bis sich eine neue Zeitschrift etabliert hat. Wie kann die Zeitschrift das finanziell verkraften?

Adeoye: Nun denn, natürlich braucht alles seine Zeit, aber mit den richtigen Werbemaßnahmen und angemessener PR wird sich alles in die richtige Richtung entwickeln. Da die erste Ausgabe privatfinanziert wurde und wir mit der zweiten Ausgabe anfangen Werbekunden mit einzubeziehen sollte sich der finanzielle Teil mit der Zeit ergeben.

MM: Sie selbst waren erst jüngst im Iran, erzählen Sie uns von Ihren Eindrücken?

Adeoye: Ich muss sagen, der Iran ist ein Land voller Schönheit und Kultur, was man schnell vergisst, wenn man durch die Medien immer nur die negativen Sachen zu hören bekommt. Ich denke medial bewegen sich die Muslime in dieser Region schneller in die richtige Richtung als in den westlichen Ländern, was allerdings auch daran liegt, dass sich zu etablieren hier ein Stück weit schwieriger ist als in einem islamischen Land. Im Moment bemüht der Iran sich, den Islam und sich selbst, durch die Medien wieder ins richtige Licht zu rücken, was auch nicht verkehrt ist. Man sollte meiner Meinung nach nur vorsichtig sein das auf Propaganda nicht am Ende, als Abwehr ebenfalls Propaganda die Lösung ist.

MM: Zurück nach Deutschland, welche nahen und mittelfristigen Ziele haben Sie als Muslima n Deutschland?

Adeoye: Natürlich erstmal mein Studium erfolgreich abzuschließen, das Magazin aufzubauen, weiterhin die Zeit finden die bisher besuchten Frauengruppen zu besuchen und Inschaallah irgendwann nach Mekka. Außerdem möchte ich gerne noch mal den Iran besuchen und in noch andere Islamische Länder reisen um mich von Kultur und Tradition inspirieren zu lassen.

MM: Frau Adoye, wir danken für das Interview.

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