Im Namen des Erhabenen  
  Interview mit Nurudin Himmler
 

Muslim-Markt interviewt
Manfred Nurudin Himmler - Autor des Buches „Ein Tropfen aus dem Tintenmeer“
31.8.2014

Manfred Nurudin Himmler (Jahrgang 1983) ist in Frankfurt am Main geboren. Vor ca. 10 Jahren nahm er den Islam an. Er studiert Ernährungswissenschaften und finanziert sein Studium und seine Familie durch Taxifahren. Zudem ist er als Heilpraktiker tätig, was er in der Paracelsus Schule in Frankfurt erlernt hat. Nebenbei ist er Schreiber von Gedichten und hat vor kurzer Zeit sein zweites Buch veröffentlicht.

Manfred Nurudin Himmler ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt im Großraum Frankfurt am Main.

MM: Sehr geehrter Manfred Nurudin Himmler, eine immer wieder gerne gestellte Frage ist: Wie war Ihr Weg zum Islam? So oft diese Frage auch gestellt wird, so unterschiedlich sind die Wege, so dass sich die Leser immer wieder gerne von den verschiedenen Wege lernen.

Manfred Nurudin Himmler: Diese Frage ist mir in der Tat schon oft begegnet und ich habe mir angewöhnt, sie kurz und bündig zu beantworten, nachdem ich früher mehrmals - etwa bei einem Fernsehinterview darüber - sehr ausschweifend wurde.

Ich bin weder religiös noch autoritär erzogen worden, was mich in meinen Jugendjahren zwar einerseits orientierungslos aber andererseits auch relativ unvoreingenommen sein ließ. So konnte ich meinen Gedanken freien Lauf lassen; ich liebte das Philosophieren sowohl über Wichtiges als auch über Belanglosigkeiten. Leider verirrt man sich auf diesem Weg auch sehr leicht und ich gelangte mehr als einmal in Sackgassen, in oberflächliche Kreise, in selbstzerstörerische Praktiken. Immer wieder über Gott und den Sinn des Lebens nachzudenken und mein eigenes Leben auf den Prüfstand zu stellen, erwies sich letztendlich als mein Rettungsanker. Als ich nämlich im 12. Jahrgang meine heutige Frau kennen lernte, verfügte ich bereits über die Einsicht, das meinem Leben etwas Entscheidendes fehlte.

MM: ... und der Islam sollte das ergänzen?

Manfred Nurudin Himmler: Anfänglich nahm ich an, dass sich Teile des Islam in mein Weltbild einfügen ließen, es einfach ergänzen könnten, doch je mehr ich gelesen und gelernt habe, wurde mir klar, dass der Islam ein bereits vollständiges Konstrukt ist, dem ich mich und meine Weltanschauung unterordnen muss – das Gute behaltend, das Schlechte verwerfend. Insgesamt war es die Schönheit des Islam und aller seiner Einzelteile – des Gebets, des Qur'an, der Vorstellung eines einfachen Lebens und die zur Moral erziehenden Grundsätze sowie natürlich das klare, ungetrübte Gottesbild, welches keiner menschlichen Erklärungen bedarf, was mir die Entscheidung leicht machte, vor etwa 10 Jahren den Islam anzunehmen.

MM: Wie hat Ihre Familie, wie hat Ihr Umfeld auf diese Änderung in Ihrem Leben reagiert?

Manfred Nurudin Himmler: Wie ich bereits erwähnte, waren meine Eltern nicht autoritär; so gesehen durfte ich tun, was ich will, solange ich damit zufrieden bin und niemandem sonst schade. Gelegentliche Intoleranzanklagen oder Bekundungen des Unverständnisses darüber, dass ihr Sohn sich vom Säkularismus abwendet, blieben natürlich nicht aus.

MM: Und was ist mit den damaligen Freunden?

Manfred Nurudin Himmler: Dass ich meinen damaligen Freundeskreis verlor, stimmt mich heute noch manchmal traurig. Aber meines und deren Leben wurden unvereinbar und die Freundschaft schlich sich aus. Zwar hat Gott mir guten Ersatz an Freunden beschert, dennoch wünsche ich den einen oder anderen meiner alten Freunde irgendwann im Islam wieder zu finden.

MM: Warum schreiben Sie Gedichte? Ist das nicht "altmodisch"?

Manfred Nurudin Himmler: Ich schreibe Gedichte seit etwa meinem 16. Lebensjahr, weil ich sie für einen schönen Weg des Gedanken- und Gefühlsausdruckes halte; Gedichte können aufgrund ihrer ästhetischen Ausrichtung eine Brücke schlagen zwischen dem Schreiber und dem Leser; damit will ich sagen, dass abgesehen vom eigentlichen Inhalt, können Gedichte einen Weg ins Herz dessen finden, der sie liest, in Umgehung vorhandener intellektueller Schranken. Das macht sie auch gefährlich, ähnlich wie andere rhetorische Mittel – um so mehr ist der Schreiber verpflichtet, bei der Wahrheit zu bleiben.

In der Tat bevorzuge ich einen eher als altmodisch empfundenen Stil der Dichtung, verwende auch keine klug klingenden Fremdworte. Trotzdem denke ich nicht, dass das Dichten an sich aus der Mode gekommen ist oder je geraten wird – die Menschen liebe Poesie, sei es auch nur in Form gaga-istischer Liedtexte.

MM: Woher stammt der Inhalt der Gedichte?

Manfred Nurudin Himmler: Nachdem ich früher viele Gedichte mit zweifelhaften Inhalten geschrieben habe, habe ich vor ungefähr fünf Jahren damit begonnen, islamische Gedichte auf der Grundlage von Qur'an-Versen und Überlieferungen des Propheten (Ahadith) zu verfassen, um meiner Schreibleidenschaft quasi in erlaubten Bahnen nachzugehen.

Außerdem bin ich darauf gestoßen, dass die schönsten Gedichte über den Islam in deutscher Sprache aus den Federn von Nichtmuslimen wie Rückert, Goethe und Rilke stammen. Und wenn auch meine Gedichte mit deren nicht mithalten können, so sporne ich vielleicht die junge Generationen zu diesem Unterfangen an.

MM: Wie sind die Reaktionen der Leser?

Manfred Nurudin Himmler: Mein Buch wurde noch nicht von Vielen gelesen. Aber der Kommentar einer meiner kritischsten Bekannten ist mir bis heute im Gedächtnis; er nannte mich, nachdem er das damals noch lange nicht fertige Manuskript gelesen hatte, einen „Ritter“, ohne es weiter zu erklären. Ich selbst bin aber mein größter Kritiker: So wurden in den fünf Jahren der Entstehung des Buches sämtliche Gedichte wieder gelöscht oder umgeschrieben, und ich bin auch letztlich wohl nur so schnell mit dem Buch fertig geworden, da meine Frau es einer Freundin zur Hochzeit schenken wollte.

MM: Wie sieht Ihre Zukunftsplanung aus?

Manfred Nurudin Himmler: Dazu ließe sich viel sagen, aber ich versuche es zusammenzufassen: Ich suche nach einer besseren Lebensmöglichkeit für mich und meine Familie. All jene, Muslime und Wahrheitsliebende, die wissen, in welch einem Sumpf aus Sünden wir gefangen sind, welcher Schmutz uns umgibt und tagtäglich an uns haften bleibt – von Zins bis Massentiermisshandlung und das gesamte Spektrum dazwischen – und dass wir alle unseren Anteil am Unrecht dieser Zeit beitragen (sei es direkt oder indirekt), diese suchen doch irgendwie nach einem Ausweg, einer Alternative, wie auch immer diese aussehen mag. Ich für meinen Teil stelle mich mir gerne, gemeinsam mit Frau und Kindern sowie befreundeten Familien auf dem Land vor, ohne (viel) Strom und fließendes Wasser, sich von der eigenen Hände Arbeit versorgend. Nur leider liegen zwischen diesem Leben und dem vorgestellten noch ein langer Weg.

MM: Bruder Manfred Nurudin Himmler, wir danken für das Gespräch.

Manfred Nurudin Himmler: Ich danke für die Einladung dazu und außerdem für die tägliche Informationsarbeit der Redaktion des Muslimmarkt. Ma'a Salama.

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